Vaginitis-Artikel

Lesedauer von 3 Min.

24. Februar 2025

GEMEINSCHAFT UND GLOBALE GESUNDHEIT

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5 häufige Missverständnisse bei Vaginitis

Irrtum Nr. 1: Vaginitis wird immer durch eine sexuell übertragbare Infektion (STI) verursacht.

Fakt: Während die Symptome einer Vaginitis durch sexuell übertragbare Infektionen wie Trichomoniasis oder Chlamydien verursacht sein können, sind nicht alle vaginalen Infektionen sexuell übertragbar. Andere vaginale Infektionen, die ähnliche Symptome hervorrufen können, sind die bakterielle Vaginose (BV), die möglicherweise künftig als STI eingestuft wird, sowie die vulvovaginale Candidiasis (Hefepilzinfektion).1, 2

 

Irrtum Nr. 2: Vaginitis steht im Zusammenhang mit schlechter Hygiene.

Fakt: Vaginitis kann auch bei Personen mit guter Intimhygiene auftreten, und die Mehrheit der Frauen erlebt im Laufe ihres Lebens mindestens eine vaginale Infektion – typischerweise mit Ausfluss, Juckreiz, Brennen oder Geruch.1 Trichomoniasis, eine häufige Ursache von Vaginitis, gilt als die weltweit verbreitetste nicht-virale STI.1 Die bakterielle Vaginose gilt die häufigste vaginale Infektion bei Frauen im reproduktiven Alter weltweit.2

 

Irrtum Nr. 3: Vaginitis ist immer durch Juckreiz und Ausfluss gekennzeichnet.

Fakt: Obwohl Juckreiz und ungewöhnlicher Ausfluss typische Symptome einer Vaginitis sind, treten sie nicht in allen Fällen auf. Manche Betroffene haben Schmerzen beim Wasserlassen, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr, einen unangenehmen Geruch oder sogar überhaupt keine wahrnehmbaren Symptome.1.3 Da vaginale Infektionen unterschiedliche Ursachen haben können und ihre Symptome sich häufig überschneiden, ist eine korrekte Diagnose oft eine Herausforderung.

 

Irrtum Nr. 4: Vaginitis ist keine schwerwiegende Erkrankung.

Fakt: Während einige Formen der Vaginitis von selbst oder mit einfachen Behandlungen abklingen können, ist es wichtig zu wissen, dass bestimmte Infektionen unbehandelt zu Komplikationen führen können. Beispielsweise kann eine unbehandelte bakterielle Vaginose während der Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt erhöhen.3

 

Irrtum Nr. 5: Eine Vaginitis ist schwer zu diagnostizieren.

Fakt: Historisch war die Diagnose einer Vaginitis schwierig, weil vaginale Symptome durch verschiedene Infektionen verursacht werden können, diese Infektionen häufig gleichzeitig auftreten und lange Zeit keine wirklich zuverlässigen diagnostischen Verfahren zur Verfügung standen. Die traditionelle Diagnostik einer Vaginitis stützte sich auf die mikroskopische Untersuchung von Nativpräparaten (Wet Mount) des Vaginalsekrets, die Bestimmung des vaginalen pH-Werts, den Nachweis einer chemischen Reaktion nach Zugabe von KOH zu einer Probe, auf Vaginalkulturen sowie auf Gramfärbungen. Solche traditionellen Verfahren erfordern oft eine umfangreiche Schulung, sind zeitaufwendig und weisen eine geringe Sensitivität und Spezifität auf. Das kann zu übersehenen Infektionen, falschen Behandlungen und wiederholten Arztbesuchen führen. In jüngerer Zeit sind schnelle POC-Tests sowie molekulare Tests, die typischerweise in klinischen Laboren durchgeführt werden, verfügbar geworden.1

 

Die Diagnose einer Vaginitis wird zusätzlich dadurch erschwert, dass vielen Fachpersonen die empfohlenen diagnostischen Verfahren nicht ausreichend bekannt sind und häufig kein Zugang zu POC-Diagnostik besteht. Das kann dazu führen, dass Leitlinien nicht eingehalten und Infektionen übersehen werden.4

 

Eine aktuelle klinische Perspektive, die moderne und traditionelle Ansätze zur Diagnostik vaginaler Infektionen verglich, kam zu dem Schluss: „Anstatt zu versuchen, der herannahenden Welle der Molekulardiagnostik zu trotzen, sollten wir sie annehmen und sinnvoll einsetzen – für eine schnelle, präzise und flexibel einsetzbare Diagnostik von Vaginitis bei unseren Patientinnen.“5 Präzise und einfach anzuwendende molekulare Tests für die häufigsten Ursachen einer Vaginitis stehen heute sowohl in klinischen Laboren als auch direkt am Behandlungsort, etwa in Praxen und gynäkologischen Sprechstunden zur Verfügung.5

 

Perspektive:

Behandelnde wie Patient/innen benötigen verlässliche Informationen über vaginale Infektionen und über die besten verfügbaren diagnostischen Tests. Patientinnen profitieren davon, über die vielfältigen möglichen Ursachen ihrer Symptome aufgeklärt zu werden. Sie sollten ermutigt werden, eine präzise Diagnostik und angemessene Behandlung ihrer Vaginitis in Anspruch zu nehmen.

Referenzen:

  1. Christina A. Muzny,Jack D. Sobel,Bacterial Vaginosis — Time to Treat Male Partners, New England Journal of Medicine, 392, 10, (1026-1027), (2025). /doi/full/10.1056/NEJMe2500373
  2. Workowski KA, Bachmann LH, Chan PA, et al. Sexually transmitted infections treatment guidelines, 2021. MMWR Recomm Rep. 2021;70(4):1-187. doi:10.15585/mmwr.rr7004a1
  3. Peebles K, Velloza J, Balkus JE, McClelland RS, Barnabas RV. High Global Burden and Costs of Bacterial Vaginosis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sex Transm Dis. 2019;46(5):304-311. doi:10.1097/OLQ.0000000000000972
  4. About Bacterial Vaginosis (BV) | Bacterial Vaginosis (BV) | CDC. Abgerufen am 10. September 2024. https://www.cdc.gov/bacterial-vaginosis/about/index.html
  5. Nyirjesy P, Banker WM, Bonus TM. Physician awareness and adherence to clinical practice guidelines in the diagnosis of vaginitis patients: A retrospective chart review. Popul Health Manag. 2020;23(S1):S13-S21. doi:10.1089/pop.2020.0258
  6. Powell A, Goje O, Nyirjesy P. A comparison of newer and traditional approaches to diagnosing vaginal infections. Obstet Gynecol. 2024;143(4):491-498. doi:10.1097/AOG.0000000000005529 
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